Ziegen-Fragen (3)

Was ist eine Ziegen-Grippe?

Die Symptome der Grippe sind denjenigen beim Menschen sehr ähnlich: Husten, Nasenfluss, Niessen, matte Augen, Fressunlust und häufig auch Fieber. Je nach Verlauf besteht zudem die Gefahr einer Lungenentzündung.
Für erkrankte Tiere ist eine gute Frischluftzufuhr von besonderer Bedeutung. Fieber wird in der Regel mit Antibiotika bekämpft. Wenn die Grippe nicht behandelt wird, kann sie für die Ziege tödlich enden.
Eine trockene und saubere Luft hilft zur Grippe-Prävention. Eine hohe Ammoniak- oder Schwefelwasserstoffkonzentration schadet den empfindlichen Schleimhäuten der Ziegen, was wiederum die Anfälligkeit deutlich erhöht. Besondere Belastungssituationen schwächen ebenfalls das Immunsystem (Transport, Umstallung, Überbelegung, Witterungsumschwung, etc.) und verstärken die Grippegefahr. Eine Schutzimpfung wäre theoretisch möglich. Deren Wirkung wird jedoch verschiedentlich angezweifelt.


Nicht zu verwechseln ist die Grippe der Ziegen mit der Coxiellose-Krankheit, obwohl hier neuerdings in den Medien auch von einer "Ziegen-Grippe" gesprochen wird. Die Coxiellose ist eine bakterielle Infektionskrankheit . Die Tiere selber zeigen kaum Symptome. In Einzelfällen kann es jedoch bei Wiederkäuern zu Aborten und Fruchtbarkeitsstörungen kommen. Die Krankheit ist auf den Menschen übertragbar und äussert sich dann als akute, grippeähnliche Erkrankung (genannt Q-Fieber).

Wie gross muss ein Ziegenstall sein?

Die Grösse eines Stalles hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Zahl der Tiere und von der Möglichkeit des Auslaufs im Freien. Die Minimalwerte liegen bei rund 1.5 m2 Stallfläche pro Ziege. Bei einer kleinen Zahl an Ziegen sollten jedoch mindestens 3m2 Stallpfläche pro Ziege vorhanden sein. Zudem sind erhöhte Liegebretter anzubringen, was zusätzliche Bewegungsfläche bringt.
Weiterer Raum muss im Laufstall für die Futterraufen eingeplant werden. Deren Länge richtet sich wiederum nach der Zahl der Tiere, wobei minimal von 0.3m (besser mehr) pro Ziege auszugehen ist. Die optimale Höhe des Stalles liegt bei rund 2.5-3m.


Wann gibt eine Zwergziege Milch?

Zwergziegen sind keine "Milchziegen" und werden im Normalfall auch nicht gemolken. Sie benötigen ihre Milch für die Gitzi in der Säugephase. Ausserhalb der Säugezeit stehen sie trocken.
Dass Zwergziegen auch gemolken können, schreibt Peter Schoepfer in seinem Fachbuch "Freude mit Zwergziegen". Bei seinen Messungen schwankte die Milchmenge pro Ziege zwischen fünf und sechs Deziliter im Tag. Dies sind natürlich sehr bescheidene Mengen, wenn man bedenkt, dass Milchziegen im Durchschnitt rund 3 Liter Milch pro Tag geben.


Muss ich meine Ziegen kennzeichnen?

Frage: Ich besitze drei Ziegen, habe diese auch "vorschriftsmässig" bei der Tierseuchenkasse gemeldet und Ohrmarken bestellt. Müssen die Tiere unbedingt Ohrmarken tragen? Ist es nicht quälend; und ist die Gefahr von Ohrinfektionen nicht erhöht?

Antwort: Die Kennzeichnung dient vor allem dazu, auftretende Tierseuchen wirkungsvoll bekämpfen zu können. Sie ist gesetzlich vorgeschrieben. Da führt kein Weg vorbei!
Immerhin ist dem Vernehmen nach im EU-Raum die Einführung einer Chip-Kennzeichnung geplant. Dies ist doch ein Lichtblick. Zwar ist das Setzen der Marken offenbar nicht allzu schmerzhaft. Bei Ohrmarken besteht aber stets die Gefahr, dass sie ausreissen und dass das Ohr bei mehrmaligem Einsetzen gar ausfranst. Zudem besteht die Gefahr von Entzündungen.
Für Zwergziegen in der Heimtierhaltung gilt übrigens in der Schweiz eine Ausnahmeregelung hinsichtlich der Kennzeichnungspflicht. Ob dies auch in Deutschland gilt, ist mir leider nicht bekannt.


Haben Burenziegen häufiger Klauenprobleme?

Frage: Ich habe ein Problem mit meinen Burenziegen. Bei zwei meiner Ziegen löst sich an den Klauen das Klauenhorn. Trotz monaticher Klauenpfege tritt keine Besserung ein. Ich halte schon über 10 Jahre Ziegen und habe das Klauenproblem nur bei den Burenziegen. Die Ziegen halte ich in einem Kaltstall und sie haben über das ganze Jahr Auslauf. Fütterung: Sommer Weide und wenig Heu / Leckstein; Winter Heu und Silo / Leckstein. Meine Frage: ist das ein Rassenproblem oder liegt es an meinen Ziegen?

Antwort: Die Rasse der Burenziegen ist mir nicht für schwache Klauen bzw. häufigere Klauenprobleme bekannt. Im Gegenteil: eine gute Marschfähigkeit bildet ein wichtiges Zuchtziel der Burenziege.
Es muss demnach tatsächlich an Ihren Ziegen liegen. Möglicherweise ist das Problem vererbt. Bekannte Ursachen für Klauenprobleme wie hohe Mengen an Kraftfutter, zu wenig Raufutter, zu wenig Mineralstoffe oder eine vernachlässigte Klauenpflege scheinen bei Ihnen ja nicht vorzuliegen.
Im Handel werden Sprays zur Kräftigung der Klauen angeboten. Ebenso werden Mineralstoffmischungen angeboten, die eine positive Wirkung auf den Klauenwuchs haben sollen. Ob diese Angebote tatsächlich etwas taugen, ist mir allerdings nicht bekannt. Allenfalls weiss Ihr Tierarzt einen klugen Rat, wie das Problem angegangen werden kann.


Schadet Kraftfutter meinen Zwergziegen?

Frage: Stimmt es , dass Zwergziegen kein Kraftfutter bekommen sollen? Ich gebe ihnen abends 50g; ist das schädlich? Eine Ziege ist trächtig

Antwort: Bei Zwergziegen sollte tatsächlich auf die Abgabe von Kraftfutter verzichtet werden. Es besteht kein Bedarf und die Gefahr der schädlichen Verfettung (die nicht immer von aussen sichtbar ist) ist gross. 50g pro Zwergziege sind zudem sehr viel! An trächtige und milchgebende Muttertiere kann eine Abgabe sinnvoll sein, da ein Mehrbedarf an Energie angenommen wird. Wenn genügend anderes Futter vorhanden ist, scheint mir dies aber bei trächtigen Zwergziegen nicht notwendig. In diesem Sinne würde ich künftig auf eine regelmässige Abgabe von Kraftfutter verzichten. Wenn Sie Ihren Ziegen Freude bereiten wollen, würde ich lieber Möhren oder Äpfel verfüttern (aber auch hier in vernünftigen Mengen).


Wann wird es meinen Ziegen im Winter zu kalt?

Frage: Wann wird es Ziegen im Winter zu kalt? Sollte ich eine ganz dicke Schicht Stroh einlegen oder sind Ziegen einfach robust genug?

Antwort: Ziegen fühlen sich bei 8-18 Grad am wohlsten. Sie ertragen aber auch durchaus kühlere Temperaturen, wenn der Stall trocken und zugfrei ist. Unter 0 Grad sollten die Temperaturen im Stall aber nach Möglichkeit nicht fallen. Sofern der Stallboden nicht wärmegedämmt ist, muss (zumindest) im Winter auf den Liegeflächen ein Tiefstreu-Lager angelegt werden. Dies sollte aber nicht auf einmal geschehen, sondern in Etappen. Jetzt im Herbst ist die ideale Zeit, damit anzufangen. Indem regelmässig frisches Stroh auf das alte gestreut wird, entsteht langsam eine verdichtete Matratze, die im tiefen Winter genügend wärmt. Im Frühjahr wird dann der ganze Stall ausgemistet und gereinigt. Für einen Tiefstreustall ist es allerdings wichtig, dass eine gute Lüftung (ohne Durchzug) besteht, damit der Ammoniak- und Schwefelwasserstoffanteil tief gehalten werden kann.


Muss ich die Ziegenlämmer schützen?

Frage: Eine Zwergziege bei mir ist trächtig, muss man die Lämmer vor den anderen Ziegen schützen oder macht das Muttertier alles alleine? Und woran erkenne ich , dass die Lämmer gut Milch bekommen?

Antwort: Wenn möglich sollten Muttertiere kurz vor der Geburt in einen separaten Bereich des Stalles gebracht werden (Ablammungsbuchten) und dort auch nach dem Ablammen die ersten 1-2 Tage belassen werden, damit sie die notwendige Ruhe haben. Wenn alles normal läuft, bedürfen die Ziegenlämmer ansonsten keinen Schutz. Es lohnt sich aber sicher, ein Auge auf das Verhalten der übrigen Ziegen zu haben. Aggressives Verhalten einzelner Tiere kann nie ganz ausgeschlossen werden.

Dass die Lämmer zur Milch kommen, lässt sich leicht an den schmatzenden Saugbewegungen erkennen. Wenn es sich nicht um mehr als zwei Gitzi handelt, reicht die Muttermilch in der Regel vollumfänglich.


Ist das Enthornen bei Ziegenlämmern erlaubt?

Frage: Ich habe schon oft davon gelesen , dass manche Ziegenhalter ihren Lämmern mit 3 Tagen die Hörner veröden o.ä. Ist das eigentlich erlaubt und haben die Lämmer nicht Schmerzen?Ich finde das gemein!

Antwort: Die Enthornung bei Ziegenlämmern ist nach vorangegangener Betäubung erlaubt. In Deutschland darf nur der Tierarzt enthornen. In der Schweiz genügt der Besuch eines staatlich anerkannten Kurses. Es scheiden sich die Geister darüber, ob dieser Eingriff für die Ruhe im Stall und zur Vermeidung von Verletzungen nötig ist. Ich denke aber, dass den behornten Tieren bei der Stallausgestaltung genügend Rechnung getragen werden kann und deshalb dieser schmerzhafte Eingriff nicht erforderlich ist. Lediglich eine Mischung von behornten und unbehornten Tieren im selben Stall sollte vermieden werden.


Woran erkenne ich die baldige Geburt?

Ohne Erfahrung ist die Chance gross, dass das Ziegenlamm eines Morgens einfach da ist. Wenn die Geburt problemlos verläuft, ist dies auch nicht weiter schlimm.
Ein wichtiger Anhaltspunkt für den Geburstermin ist die Zeitspanne der Trächtigkeit. Diese dauert zwischen 140-160 Tage (bei Zwergziegen zwischen 143 und 150 Tage).
Nicht immer ist allerdings der Deckungszeitpunkt bekannt. Dann müssen die äusseren Hinweise genügen, die auf eine baldiges Ablammen hindeuten: zum Beispiel die Vergrösserung und das Rotwerden der Scheide, das Einfallen der Beckenbänder beim Schwanzansatz, die schleimigen Absonderungen, das prall gefüllte Euter und ein markant unruhiges Verhalten. Die Mutterziege versucht zudem meist, sich von den restlichen Tieren abzusondern.


Kann ich meine Burenziegen im Winter draussen lassen?

Frage: Kann ich meine Burenziegen im mitteleuropäischen Winter tagsüber auf einer Wiese mit einem Unterstand draussen halten? Wann ja, bis zu wieviel Grad unter Null?

Antwort: Bei sinkenden Temperaturen ist es für die Gesundheit der Tiere von besonderer Bedeutung, dass sie stets über einen trockenen und zugfreien Ort verfügen. Dies ist bei einem blossen Unterstand in der Regel nicht gewährleistet. Ich würde Ihnen empfehlen, den Unterstand im Winter mit Brettern oder Plachen abzudecken, damit die Ziegen auch am Tag über einen trockenen und windgeschützten Rückzugsort verfügen.
Temperaturen leicht unter dem Gefrierpunkt können Ziegen ohne Weiteres ertragen. Burenziegen sind zudem sehr robust. Milchziegen sind empfindlicher. Zu beachten ist allerdings, dass bei tiefen Temperaturen der Futterbedarf steigt.
Bei welchen Minustemperaturen die Gesundheit Schaden nimmt, ist mir leider nicht bekannt. Da sich die Ziegen bei Ihnen in der Nacht (mit den in der Regel tiefsten Temperaturen) im Stall befinden, sollte aber ein normaler Winter von den Tieren gut überstanden werden.


Das Grünfutter reicht nicht mehr. Was soll ich jetzt füttern?

Frage: Ich habe seit kurzem, mit der Zucht von Thüringer Waldziegen angefangen. Meine Ziegen-Muttertiere hatten als ich sie bekam, mit Durchfall zu kämpfen, den ich durch Heu-Wasser-Gabe wieder weg bekam. Aber nun muß ich das Futter umstellen, denn das Grünfutter reicht nicht mehr. Wie kann ich verhindern das sie wieder an Durchfall leiden, wenn ich auf Zuckerrübenschnitzel wechsle ? Oder können sie mir ein andere Futterart nennen?

Antwort: Zuckerrübenschnitzel sind ein gutes Beifutter. Als Alleinfutter eignen sie sich aber meines Erachtens nicht. Aus Rücksicht auf die Wiederkäuermägen Ihrer Ziegen, sollten Sie - wenn nicht vorrätig - Heu oder Stroh hinzukaufen. Bei einer geringen Zahl an Ziegen kann der Kauf von Graspellets günstiger und ebenso gut sein.
Jede Futterumstellung sollte im Übrigen langsam vorgenommen werden, ansonsten ist die Gefahr von Durchfall und anderen gesundheitlichen Problemen gross. Ich würde die Zuckerrübenschnitzel trocken verfüttern, mit einer Handvoll pro Ziege und Tag beginnen und auch nach Abschluss der Umstellung nicht mehr als 0.8 kg verfüttern. Wenn Ihnen die Milchleistung wichtig ist, sollte die Menge geringer bleiben, da man den Zuckerrüben nachsagt, sie würden die Milchproduktion beeinträchtigen.


Sind Weisstannenzweige für meine Ziegen schädlich?

Frage: Seit diesem Jahr bin ich Ziegenhalterin. Nebst der normalen Fütterung von Heu und Gras und wenig Kraftfutter, verabreiche Ihnen so jeden 2. Tag einen Zweig von einer Weisstanne. Ich habe gelesen es sei sehr gut für Ziegen, da es viel Spurenelemente und Vitamine enthalte. Mein Vater ist nun der Meinung, dass Weisstanne eine Säure hat, die nicht gut sei.

Antwort: Sie liegen mit dem Weisstannenzweig goldrichtig! Weisstannen sind sehr beliebt und - wie Sie bereits gelesen haben - für Ziegen auch sehr auch gesund. Tatsächlich enthalten Weisstannenäste recht viel Gerbsäure. Diese ist für die Ziegen aber gut verträglich. Natürlich sollten nur vernünftige Mengen an Tannenzweigen abgegeben werden, was aber bei Ihnen eindeutig der Fall ist.


Wie lange sollte der Bock mitlaufen?

Wenn Sie den Bock nicht gezielt zuführen, sollte er zwischen Oktober und Dezember rund vier Wochen mit der Herde mitlaufen. Dann ist die Deckquote meist 100 Prozent.


Wie erkenne ich das Alter einer Ziege?

Frage: In Peru muss man aufs Wort glauben wie alt das Tier ist. Wenn man ein Veterinär einlädt, liegt der Unterschied in den Schätzungen um etwa ein Jahr. Wie erkenne ich das Alter des Tieres?

Antwort: In den ersten vier Lebensjahren kann das Alter aufgrund des Gebisses festgestellt werden. Die Milchschneidezähne wechseln etappenweise (Wechsel: 14-16 Monate die sog. „Zangen“ in der Mitte, 19-22 Monate die innere Mittelzähne, 21-28 Monate die äusseren Mittelzähne und zwischen dem 30-38 Monat die Eckschneidezähne.) Später wird die Altersbestimmung schwierig. Aber auch hier wird auf die Zähne geschaut: je stärker die Abnutzung ist, je mehr die Zahnwurzeln sichtbar sind und je grösser der Zahnabstand ist, desto älter ist die Ziege! Ab dem vierten Lebensjahr ist somit auch in unseren Breitengraden nur eine Schätzung des Alters möglich, die durchaus unterschiedlich ausfallen kann.


Was muss ich bei der Ziegenbockhaltung beachten?

Die Bockhaltung ist ein Kapitel für sich, weshalb ich hier nur einige Grundsätze aufführen kann:

Der Bock sollte im Stall getrennt von den Ziegen, aber mit Blickkontakt gehalten werden. Auf der Weide kann der Bock hingegen eher mit der Herde mitlaufen, wobei auch hier verschiedentlich eine getrennte Haltung bevorzugt wird.

Bei der (Arbeits-)Kleiderwahl sollte im Kontakt mit Ziegenböcken darauf geachtet werden, dass der aufgenommene Geruch sich nur schwer entfernen lässt.

Junge Böcke sollten nicht an zu viele Körperkontakte, Streicheleinheiten und Belohnungen gewöhnt werden. Sie werden sie sonst später als ausgewachsene Tiere mit aggressiven Verhalten einfordern.

Während der Decksaison sollte Kraftfutter an die Zuchtböcke abgegeben werden. In dieser Zeit nehmen sie nur wenig Futter auf.

In der Decksaison sollten Böcke zudem immer gut im Auge behalten werden. Sie sind dann meist kampfeslustig. Bei angriffigem Verhalten hilft insbesondere Wasser zur Abschreckung.


Wieviele Ziegenrassen gibt es?

Über die effektive Zahl der heute existierenden Ziegenrassen besteht keine Einigkeit. Die von mir in der Fachliteratur gefundenen Angaben schwanken zwischen 200 bis 350 Ziegenrassen. In Anbetracht der grossen Zahl regionaler Rassen, die wohl teilweise auch unterschiedlich bewertet werden, ist diese Bandbreite nicht weiter erstaunlich.
Kennzeichen einer Rasse sind eine gemeinsame Zuchtgeschichte sowie Übereinstimmungen hinsichtlich äusserem Erscheinungsbild (Körperbau, Schädelform, Ohrenlänge, Haarkleid) und hinsichtlich Leistungsmerkmalen.


Was kann ich unternehmen, dass meine Ziegen "friedlicher" werden?

Frage: Ich habe sechs Ziegen. Meine älteste Ziege geht immer wieder auf die anderen los, schubst und boxt sie. Das sieht manchmal richtig böse aus. Was kann ich tun?

Antwort: Ziegen sind Herdetiere. Innerhalb der Herde gibt es starke Hierarchien, die mit körperlichem Einsatz verteidigt werden. Auch wenn die Rangeleien nicht immer schön aussehen, lassen sie sich nicht vermeiden. Solange ein normales Mass nicht überschritten wird, sollte sie hingenommen werden. Irgendwo las ich dazu den sinnigen Spruch, dass wenn von einer Herde immer die "böseste" Ziege weggeben würde, am Ende nur noch ein Tier im Stall stände.

Der Ziegenhalter ist aber dennoch in der Pflicht, für die rangniederen Tiere besonders zu sorgen. Zum Schutz der Tiere sollte insbesondere eine Mischung von gehörnten und ungehörnten Ziegen vermieden werden. Im Stall ist auf genügend Raum zu achten, insbesondere auch auf Liegebretter, die Rückzugsmöglichkeiten bieten. Zudem sollte der Eingang in den Stall genügend gross sein. Ideal sind zwei Eingänge. Wichtig ist auch, dass die Futterabgabe zeitlich oder räumlich so gestaltet wird, dass alle Ziegen genügend zum Fressen kommen.


Wieviele Junge können Ziegen bekommen?

Eine Ziege bekommt je nach Rasse im Durchschnitt zwischen 1.5 und 2 Lämmer pro Wurf. Es kann aber durchaus vorkommen, dass in einem Wurf Drillinge oder gar Vierlinge geboren werden.
Die Zahl der Lämmer hängt auch vom Alter der Mutterziege ab. Die höchste Fruchtbarkeit liegt zwischen dem 2. und 8. Lebensjahr.


Ist es für die Ziege schädlich, wenn sie auf den Fesseln steht?

Frage: Meine Ziege ca. 10 Mt. alt, steht etwas auf den Fesseln. Mir ist klar, dass sie damit nicht gute Punkte an Ausstellungen holt, das stört mich aber nicht. Nächsten Sommer geht sie auf die Alp und ich denke, dass es die Beine stärkt, wenn sie über Steine und Fels springen kann. Meine Frage: Ist es für die Ziege selber schädlich, oder könnte es zu Problemen führen, wenn sie auf den Fesseln steht?

Weiche Fesseln sind bei Ziegen immer wieder anzutreffen. Ihre Auswirkungen sind - je nach Ausprägung - unterschiedlich. Sie behindern aber in jedem Fall die Standfestigkeit und können durch Fehlbelastungen zu gesundheitlichen Schäden, wie z.B. Sehnenentzündungen, führen. Nicht von ungefähr bilden starke Klauen und Fesseln ein wichtiges Zuchtziel.


Welches ist die typischste oder weitverbreiteste Ziegenrasse?

Frage: Wir sind eine Agentur die im 3d Bereich tätig ist und im momentanen Projekt Tiere modeliert und animiert. Daher die Frage, welches ist die typischste, oder am weit verbreiteste Ziegenrasse der Welt? Die Hausziege ist zwar fast auf der ganzen Welt vertreten, ist aber auch noch in eine große Anzahl regionaler Rassen unterteilt. Und ist jede Ziege, ob Geiß oder Zicke, behornt?

Antwort: Erhärtete Angaben über die weltweite Verbreitung der einzelnen Ziegenrassen sind mir nicht bekannt. Wie Sie selber feststellen gibt es ausserordentlich viele Ziegenrassen, die regional ausgeprägt sind. Der grösste Teil der weltweit lebenden Ziegen wird zudem wohl gar keiner Rasse zugeordnet werden können. Als klassische Ziegentypen würde ich persönlich die Saanenziege (bzw. die auf Saanenziegenimporten basierende Weisse Deutsche Edelziege) und die gemsfarbigen Gebirgsziegen bezeichnen. Beide Rassen sind sehr verbreitet und finden sich durch Kreuzungen in zahlreichen weiteren Rassen weltweit wieder.

Ziegen werden heute mit und ohne Hörner gezüchtet. Die Zahl der hornlosen Tiere hat dabei in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Die Mehrheit der Ziegen verfügt aber nach wie vor über Hörner, was wohl auch eher dem landläufigen Ziegenbild entspricht.


Ist Ziegenhaltung an einer Schule tiergerecht?

Frage: Bisher haben mich Ziegen nie wirklich interessiert, nur bin ich Tierschützer und stehe nun vor einem Konflikt. Ich bin Schülerin einer Gesamtschule, die sich nun in den Kopf gesetzt hat eine Schulziege zu organisieren, diese auf einem Stück Wiese am Schulgebäude unterzubringen und als eine Art Maskottchen zu halten. Für mich absolut unverständlich und auf keinen Fall ethisch vertretbar, obwohl der Schülervorstand eine Arbeitsgemeinschaft bilden will, die sich täglich um die Ziege kümmern soll. Außerdem kann die Ziege doch nicht allein gehalten werden? Vielleicht fallen ihnen ja noch einige Argumente ein, sowohl dafür als auch wider. Über Hilfe würde ich mich sehr freuen, damit ich weiß, ob ich versuchen soll mich dagegen einzusetzen oder eben nicht.

Antwort: Es ist toll, dass Sie sich für das Wohlergehen der Tiere einsetzen und dies auch beim Ziegenprojekt Ihrer Schule tun wollen. Grundsätzlich ist nichts einzuwenden, wenn sich eine Schule für die Ziegenhaltung entscheidet, sofern diese tiergerecht erfolgt. Dazu gehört insbesondere, wie Sie richtig bemerken, dass die Ziege als Herdentier nicht alleine gehalten wird. Es müssen mindestens zwei Tiere sein, besser sogar mehr. In der Schweiz ist die Einzeltierhaltung gesetzlich verboten. Zudem muss die ziegengerechte Unterbringung sichergestellt werden können, mit Stall und genügendem Auslauf. Ebenso wichtig ist die Tierpflege (Fütterung, Stallreinigung, etc.). Zu deren Sicherstellung braucht es klare Verantwortlichkeiten, die auch während Schulferien und an Sonn- und Feiertagen Gültigkeit haben. Leider wird der Aufwand häufig unterschätzt. Darunter haben letztlich die Tiere zu leiden. In diesem Sinne lohnt es sich bestimmt, wenn Sie das Projekt kritisch begleiten.


Welche Ziegenkrankheiten gibt es auf Teneriffa?

Frage: Ich wohne auf der Insel Teneriffa und beabsichtige mir Ziegen zuzulegen. Welche "Ziegenkrankheiten" befinden sich auf den kanarischen Inseln, gibt es andere Impfvorschriften? Können Sie mir darüber Auskunft geben?

Antwort: Leider fehlen uns die jegliche Kenntnisse über den aktuellen Gesundheitszustand der Ziegen auf Teneriffa. Sie müssten sich bei Ihnen vor Ort kundig machen.
In Anbetracht der grossen Zahl an Ziegen, welche auf den kanarischen Inseln leben (rund 150'000 Tiere!), kann aber davon ausgegangen werden, dass grössere Bestandesprobleme auch bei uns bekannt geworden wären. Zudem gelten die Kanarischen Ziegen - eine Mischung von afrikanischen und europäischen Rassen - als recht robust und vor allem fruchtbar. Zwillingsgeburten sind offenbar die Regel.


Warum gibt die Ziege Milch?

Die Milchbildung ist ein relativ komplexer Vorgang. Sie wird nach der Geburt des Lammes durch gewisse Hormone ausgelöst. Das Euter besteht aus zahlreichen Drüsenläppchen, die viele bläschenförmige Ausbuchtungen haben. Diese "Drüsenbläschen" sind wiederum von Milchbildungszellen umgeben. Die ebenfalls zahlreich vorhandenen Blutgefässe im Euter führen den Michbildungszellen die nötigen Rohstoffe für die Milchbildung zu. Dabei müssen 3-4 Litern Blut das Euter durchströmen, damit 1 Liter Milch gebildet werden kann!


Wieviel Stroh und Wasser brauche ich für meine Ziegen?

Frage: Ich habe einige Fragen zur Ziegenhaltung und konnte bisher dazu keine Antworten finden, nun hoffe ich, dass Sie mir weiterhelfen können. 1. Wieviel Wasser benötigt eine Ziege, die hauptsächlich mit Heu ernährt wird und nicht tragend und nicht laktierend ist? 2. Wo könnte ich detaillierte Angaben (v.a. Strohbedarf) zur Ziegenhaltung im Aufmiststall finden?

Antwort: Dass Sie keine Antworten gefunden haben, erstaunt nicht. Alle mir bekannten Berechnungen zu Ihren Fragen sind auf laktierende oder tragende Ziegen ausgerichtet. Allerdings handelt es sich auch dort nur um Richtwerte. Die Futteraufnahme hängt von verschiedenen Faktoren ab (Körpergrösse, Futterqualität, Aufnahmevermögen und Bewegung der Tiere, Milchmenge, Trächtigkeit, etc.). Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass eine Ziege mit 60kg Körpergewicht täglich rund 1.4 kg Trockenmasse benötigt, um gesättigt zu sein (Erhaltungsbedarf). Gutes Heu hat einen Trockensubstanzgehalt von rund 85%.
Der Tagesbedarf an Trinkwasser schwankt sehr stark. Er hängt nicht nur vom Futter, sondern auch von der Temperatur und Luftfeuchtigkeit ab. Die Bereitstellung von sechs bis sieben Litern pro Tier und Tag sollte aber im Normalfall reichen. Beim Strohbedarf (für Einstreu) ist mit rund 500 kg pro Tier rechnen. Allerdings hängt der Bedarf auch stark von der Grösse des Stalles und der Möglichkeit des Auslaufes ab. Was die Stallgestaltung anbetrifft, würde ich Ihnen den Besuch von Ziegenbetrieben in Ihrer Nähe empfehlen. Diese Eindrücke sind meist erkenntnisreicher wie jede theoretische Abhandlung.

Wenn die Fütterung auf eine hohe Leistung ausgerichtet ist, steigt auch der Futterbedarf. Hier ein Fütterungsbeispiel (pro Tag) aus dem Prospekt "Kurzinformation für Einsteiger in die Ziegenhaltung", herausgegeben der ZZV Westfalen, Rheinland, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Hessen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein:

Sommer:
a) Ganztägiger Weidegang mit abendlicher Zufütterung im Stall von 150 g Trockenschnitzel, 800 -200 g Kraftfutter, Heu und Stroh bis zur Sättigung;
b) Stallhaltung mit Vollfütterung von 8 -10 kg, Grünfutter ( Gras-Klee-Gemenge ), Trockenschnitzel- und Kraftfuttermengen, siehe unter a)

Winter:
Bis zu 2 kg gutes Heu, 1,5 - 2,5 kg, Gehaltsrüben, bis zu 1,0 kg Kartoffeln und 1,5 kg Kraftfutter.



Und hier geht es weiter zum 4. Teil der Ziegen-Fragen.